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Solidarität-das Wort des Jahres 2021

 

Wie uns der Solidaritätsgedanke seit vielen Jahren begleitet hat und interpretiert wurde. 

 

von Ramona Wakil

Beginnen wir mit zwei unterschiedlichen Zitaten von zwei unterschiedlichen Personen zu unserem Wort des Jahres: 

 

„Wahre Solidarität empfindet man entweder gegenüber allen Menschen oder überhaupt nicht.“-Oskar Lafontaine [1]

„Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker.“-Che Guevara [2]

 

Oft gehört und kaum verstanden. Was bedeutet nun solidarisches Handeln für jede Bürgerin und jeden Bürger auf dieser vergänglichen Welt. Die begrenzte Zeit, die uns seit Geburt bleibt, muss solidarisch aufgeteilt werden. Im Kindergarten sollte man mit den anderen Kindern teilen, in der Schule sollte man auf die schwächeren Acht geben und in der Karriere möglichst das gesamte Team unterstützen. Der Solidaritätsgedanke wird aber keineswegs um 20.00 Uhr abends beendet.   

 

Spätestens im Jahre 2021 haben wir gelernt, dass jede Bürgerin und jeder Bürger auf der Welt für die jeweilig anderen solidarisch handeln müsste. Interessant ist festzustellen, ob dieser Gedanke weitergeführt wird oder nur oberflächlich gepredigt wird 

 

Solidarität, wie der ehemalige Deutsche Bundesminister für Finanzen Herr Lafontaine beschreibt, kann ein sogenanntes Quanto sein-eine Absicherung des Risikos in Bezug auf Schwankungen und Schwierigkeiten, die bei anderen Menschen eintreten könnten. Trotz der verschiedenen Lebensumstände muss nun jede und jeder Solidarität für das Gegenüber empfinden. Was nun die direkten Konsequenzen anfallen und wie stark ausgeprägt der solidarische Beitrag ausfällt, sei noch offen.

 

Passend dazu verfängt sich der altbekannte Begriff: Die Moral. Die Ehre gebührt, um eine Definition hierfür aufzustellen, dem deutschen Philosophen Immanuel Kant. Um seinen weltberühmten «kategorischen Imperativ» mit einer solidarischen Tat in Beziehung zu setzen: Eine Handlung hat nur dann einen moralischen Wert, wenn dieser Imperativ als Selbstzweck gedacht ist. Keine Gegenleistung oder Honorierung ist mit Absicht erwünscht, sondern die Handlung sollte aus der Pflicht heraus erfolgen. [3]

   


Auf ein solidarisches neues Kapital im Jahre 2022.


 

Dies wird sehr schön bei all den anderen Themen, wie Kinderarbeit für unsere Kleider, Waffenexport für unsere Renditen, Ignoranz der Flüchtlingspolitik an den Grenzen Europas im Winter, Bombenregen in fremden Ländern zugunsten unserer Demokratievorstellung und der klimapolitische Umgang mit unserem Planeten zum finalen Ausdruck gebracht. Da wir in Bezug auf diese Themen keine Pflicht sehen, handeln wir ebenso wenig und geben Kant somit Recht. Wir Menschen sehen uns erst gezwungen solidarisch zu handeln, wenn auch eine Gegenleistung erfolgt. Moralisch ist dies zwar nicht aber wir preisen es trotzdem als die neue Solidarität in der Bevölkerung an. 

 

Um nun auch unseren Guerilla-Helden Che Guevara zu honorieren, sei angemerkt, dass der Gedanke von Zärtlichkeit und Nächstenliebe in der Definition von Solidarität verankert ist, jedoch beliebig als mächtiges politisches Instrument eingesetzt werden kann. Genau deshalb sollte man Lafontaines Zitat nicht als Doktrin beachten, da sonst die Welt ein noch dunklerer Ort wäre, sondern vielmehr als Metapher für unsere bestehenden Werte, die wir auch im neuen Jahr beliebig solidarisch anwenden und anmahnen werden. 

 

 

 

 


Quellen:

 

[1] Autor: Apostolos Chadoulis, Kants Moralbegriff und die Verbindlichkeit des Menschen zur Moral und seine Abweichung zur Moral, https://www.grin.com/document/373177, Zuletzt besucht [31.12.2021]

 

[2] https://gutezitate.com/zitate/solidarität/, Zuletzt besucht [31.12.2021]

 

[3] https://gutezitate.com/zitate/solidarität/, Zuletzt besucht [31.12.2021]


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