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Happy New Year 2020 – eine gewagte Fortsetzung. Kobe, Crypto und Corona

 

Ereignisreiche Zeiten kommen auf uns zu und eines sei gesagt; das ist keine Übung.

 

Das Jahr 2020 ist ebenso facettenreich wie auch lehrreich. Es gibt kaum eine bessere Zeit die zivilisierte Welt, die Grossmächte, die wirtschaftliche und militärische Grösse und die Menschlichkeit der westlichen Welt zu beobachten als zur jetzigen Zeit. Nach dem Artikel Happy New Year 2020-vorhersehbare Konsequenzen, die den kriegerischen Anfang zwischen dem Iran und den USA im Januar 2020 thematisiert, folgen nun weiterhin interessante Geschehnisse. Das Jahr scheint weiterhin, vielversprechend zu werden. 

 

 

 

26. Januar 2020: Tod von Basketballspieler Kobe Bryant 

 

Ein Idol, erfolgreicher Sportler und ein Vater, der zusammen mit seiner Tochter tragisch bei einem Helikoptersturz ums Leben kam. [1] Das Medieninteresse war nicht nur in seinem Heimatland USA immens, sondern die Schlagzeile kontrollierte wochenlang die Medien auf der ganzen Welt. Beileid und Anteilnahme sind selbstverständlich angebracht und wurden auch vermittelt. Am 25. Januar 2020 starb der 8-jährige Qais in Ost-Jerusalem nicht weniger tragisch als Kobe Bryant und seine Tochter und mit ihm andere Tausende Kinder, Mütter und Familien im Krieg, vor Hunger und Elend. [2]

 

Der Tod eines einflussreichen Menschen oder einem unscheinbaren Kind sollte nicht verglichen oder gewichtet werden. Die Medien haben jedoch die Macht, genau dies zu tun und lenken somit die Gedanken ihrer Leser und Leserinnen. Es ist selbstverständlich, dass der Tod berühmter Persönlichkeiten stets in den Medien thematisiert wird und das auch kein Grund zur Missgunst sein sollte.

 

Was man jedoch versuchen sollte, ist das Bewusstsein zu bewahren, dass die Medien auf «gewöhnliche» Menschen und deren Schicksal komplett anders reagieren als sie es bei berühmten Persönlichkeiten tun. 

 

11. Februar 2020: Crypto-Skandal 

 

Der ZDF beschreibt das Grundlegende wie folgt: 

 

 

«Das Wichtigste in Kürze

 

·    Bundesnachrichtendienst und CIA haben über Jahrzehnte gemeinsam Staaten ausspioniert, auch befreundete Länder.

 

·    Erkenntnisse unter anderem über staatlichen Massenmord wurden verschwiegen.

 

·    Für die Spionage nutzten BND und CIA Chiffriermaschinen, die weltweit von anderen Nachrichtendiensten eingesetzt wurden.

 

·    Diese Chiffriermaschinen manipulierten BND und CIA so, dass sie die Kommunikation von mehr als 130 Regierungen und Nachrichtendiensten mitlesen konnten.

 

·    Das ZDF, die "Washington Post" und das Schweizer Fernsehen haben entsprechende Geheimdienstunterlagen ausgewertet und veröffentlichen ihre Recherchen nun unter #Cryptoleaks.» [3]

 

 

Die Medien thematisierten den Skandal rund um die Schweizer Crypto AG, die für die CIA und den BND manipulierte Chiffriergeräte an andere Staaten verkauft haben. Doch dieses einschneidende Ereignis, wurde mehr als bewusstlose Mitteilung an die Bevölkerung vermittelt, als einer wichtigen Berichterstattung, die die vermeintliche Neutralität der Schweiz in ein anderes Licht rücken würde. 

 

Die Menschen in der «neutralen» Schweiz nahmen es zur Kenntnis, doch von Entsetzen und einer angemessenen Resonanz zu solch einem Skandal kann weder innerhalb -noch ausserhalb der Schweiz die Rede sein. Wir werden im Stillen noch sehen, was Alt Bundesrat Kaspar Villiger und die Geheimdienste Preis geben und wer sich noch tiefer in Widersprüche verwickeln wird. Alt Bundesrat Villiger hat da bereits Vorarbeit geleistet, indem er einerseits sagt: 

 

«Ich war in diese nachrichtendienstliche Operation nicht eingeweiht», schreibt Villiger auf Anfrage dieser Zeitung. «Handlangerdienste für Drittstaaten, die den Ruf der Schweiz als verlässlich neutrales Land beschädigen können, hätte ich niemals gedeckt und auf jeden Fall im Bundesrat zur Sprache gebracht.» [4]

 

Andererseits lässt er verlauten, dass von keiner detaillierten Information die Rede sei. Er passt sich der «neutralen» schweizerischen Art an und möchte sein Bild wahren, indem er verschlossen und indirekt darüber redet. 

 

«Wer und was auch immer hinter den CIA-Notizen zu meiner Person stecken mag: sie stimmen in dieser Form nicht, denn eine detaillierte Information über die neutralitätspolitisch problematische Übungsanlage…» [5]

 

Wie bereits gesagt, dieser Skandal, der sehr viele Geschichten und politische Auswirkungen auf viele Länder gehabt hat, hätte von den Medien besser vermittelt werden sollen und die nötige Macht dazu hätten sie, das haben wir bei Kobe Bryants Tod gesehen. 

 

25. Februar: Coronavirus in der Schweiz 

 

Die Stimmung in der Schweiz, in Italien, in Europa, auf der ganzen Welt ist anders als die meisten es kennen. Besser gesagt, man kennt es aber nur aus Filmen oder aus den Nachrichten von Kriegsgebieten und Krisenregionen. Ein unsichtbarer Feind, COVID-19, scheint das gewohnte Leben auf einen Schlag beeinflusst zu haben, auch wenn man das nicht ganz wahrhaben will.

 

Menschen, die Krieg erlebt haben, kennen die Angst vor den unvorhersehbaren Dingen, die geschehen könnten. Der nächste Bombenangriff, die prekäre Nahrungslage und die Angst um die eigenen Kinder. Doch nun haben wir diese vermeintliche Angst auch hier in der Schweiz, in Europa und in vielen anderen Ländern auf der Welt. 

 

Wenn plötzlich das Einkaufen, das Stadtleben und das Nachtleben gefährlich werden, wissen die Menschen in der zivilisierten Welt, nicht menschlich darauf zu reagieren. Was mit Hamsterkäufen und gesundheitliche Engpässe beginnt, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in Zukunft in einer wirtschaftlichen Finanzkrise, die gar den Finanzcrash von 2008 überschatten wird, enden. 

 

Nebst dem Händewaschen und desinfizieren, welches nun auf allen Kanälen gepredigt wird und im Grunde selbstverständlich sein sollte, müssen die Menschen etwas Weiteres genauso Selbstverständliches verstehen. Seit Beginn des Jahres 2020 hatte man nicht nur vor einem Dritten Weltkrieg Angst, sondern nun auch vor diesem Virus.

 

Was wir gerade durchmachen ist für Hundertmillionen Menschen in einer noch viel schlimmeren Weise alltägliches Leben.  Mit dieser unsichtbaren Angst und dem Gedanken,  dass das Leben schnell vorüber sein könnte oder die wirtschaftliche Lage zu kollabieren scheint, leben viele Kinder und Familien in Kriegsgebieten und Krisenregionen. 

 

Wir erleben mit der Verbreitung des Coronavirus eine sehr milde Form dieser Art von Leben. Es zeigt uns aber sehr schön, wie sich die gebildeten, reichen und zivilisierten Länder, die allzu oft die Kriegsgebiete und Krisenregionen mit Mitleid und Hochmut belächelt haben, nun selbst überfordert und verängstigt sind. 

 

Wenn man sich vorstellt, wie viele Menschen seit dem Zweiten Weltkrieg aufgrund von Kriegen und Hunger, welche von den westlichen Ländern verursacht worden sind, gestorben sind, muss man kurz innehalten. Spätestens jetzt sollte sich der gewöhnliche Weltbürger fragen, wie unsere Politik das verantworten vermöge. Wie man illegale Bombenangriffe, Drohnenangriffe und Wirtschaftssanktionen verantworten kann. 

 

Wir sehen wie gelähmt die Schweiz, eine der reichsten Gesellschaften der Welt innert weniger Tage auf einen Virus reagiert und ein Ausnahmezustand ausgelöst wird. Länder wie Afghanistan, Somalia, Syrien, Mali, Irak und sehr viele mehr machen das seit sehr langer Zeit durch. Was wir zur Zeit erleben, haben wir alle jahrzehntelang in sehr viel schlimmerer Form anderen Ländern angetan, sei es mit direkter oder indirekter Einmischung in Konflikte, wirtschaftlichen Sanktionen oder mit der neoliberalistischen Art die Gewinne in unseren Unternehmen zu maximieren. 

 

Ein schönes Beispiel dafür wäre das UNO-Embargo über den Irak nach dem Zweiten Golfkrieg. Es starben weit mehr als 500'000 Menschen, darunter mehrheitlich Kinder. Die amerikanische UN-Botschafterin Madeleine Albright meinte auf die Frage, ob dieses Embargo diesen Preis wert sei Folgendes: 

 

«Ich glaube, das ist eine sehr schwierige Entscheidung, aber der Preis-wir glauben, es ist diesen Preis wert.»[6]

 

Mehr muss man wohl zur westlichen Wertegemeinschaft und der Angst um die gegenwärtige Lage auf der Welt nicht mehr sagen. Dieses Leben nehmen wir als selbstverständlich wahr, obwohl wir über andere Menschenleben sehr ignorant und hochmütig hinwegschauen können und dies bereits oft genug getan haben.

 

Möge man aus der jetzigen Lage etwas lernen und sich fragen, was Angst und Ignoranz mit den Menschen macht. Möge man sich fragen wie die gebildeten, zivilisierten und vernünftigen Menschen überall auf der Welt bei Krieg reagieren würden. Die Frage kann sich nach gegenwärtiger Lage jeder selbst beantworten. 

 

Die Ignoranz und das Medienchaos gilt nicht nur für den Coronavirus. Es gilt für den Tod von Kobe Bryant, der Verharmlosung des Crypto-Skandals, die beinahe eskalierte Situation im Januar 2020 zwischen den USA und dem Iran und vielen weiteren wichtigen Geschehnissen. Viele Gesprächsthemen werden von uns möglichst vermieden, da dies sowieso als zu kompliziert und bereits verlorenes Spiel gelten. 

 

 

 

 


 

Quellen:

 

[1] Verfasser: Jennifer Nowak, Neues Familienbild – und es bricht einem das Herz: "Was nützt es zu weinen?“, https://www.bunte.de/stars/star-news/trauerfaelle/kobe-bryant-41-neues-familienbild-und-es-bricht-einem-das-herz-was-nuetzt-es-zu-weinen.html,

[Letzter Zugriff: 14.03.2020]

[2] Verfasser: Nir Hasson, Drowning of 8-year-old Boy in East Jerusalem Sparks Memories of Murder, https://www.haaretz.com/middle-east-news/palestinians/.premium-drowning-of-8-year-old-boy-in-east-jerusalem-sparks-memories-of-murder-1.8443586,

[Letzter Zugriff: 14.03.2020]

[3] Verfasser: von Elmar Theveßen, Peter F. Müller und Ulrich Stoll, #Cryptoleaks: Wie BND und CIA alle täuschten, https://www.zdf.de/nachrichten/politik/cryptoleaks-bnd-cia-operation-rubikon-100.html, [Letzter Zugriff: 14.03.2020]

[4] Verfasser: Markus Häfliger, Christoph Lenz, Cryptoleaks: Wusste Kaspar Villiger Bescheid?, https://www.derbund.ch/schweiz/crypto-leaks/cryptoleaks-wusste-kaspar-villiger-bescheid/story/12799159, [Letzter Zugriff: 14.03.2020]

[5] Verfasser: fehlt. Kaspar Villiger und der Spionage-Skandal, https://www.blick.ch/news/politik/name-des-ehemaligen-fdp-bundesrats-taucht-in-cia-dokument-auf-was-wusste-kaspar-villiger-id15746102.html, [Letzter Zugriff: 14.03.2020]

[6] Ganser, Daniele: Illegale Kriege. Wie die NATO-Länder die UNO sabotieren. Eine Chronik von Kuba bis Syrien, 5. Auflage, Zürich 2016, S. 216


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Kommentare: 1
  • #1

    osw (Sonntag, 15 März 2020 17:51)

    Top Artikel! Geht auf sehr wichtige Themen ein! Weiter so!!!