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Venezuelas Schicksal wird beeinflusst

 

Eine schwierige Situation, die viel Geschick fordert. 

 

von Ramona Wakil 

Venezuela, Maduro, Guaidó. Die Welt schaut gebannt auf Venezuela und die nächsten Entscheide der betroffenen Parteien und den sich einmischenden Akteuren hin. Die Mainstreammedien verhalten sich in dieser Situation, wie gewohnt; Sie verallgemeinern die Situation, ohne sich einer sauberen Recherche zu bemühen. Die Lage im südamerikanischen Land ist schwieriger denn je und die nächsten Schritte aller Parteien und Akteure sollten mit Bedacht ausgeführt werden, um eine Katastrophe in der internationalen Politik zu vermeiden. 

 

 

Die Geschichte wird uns von den Mainstreammedien folgendermassen vorgetragen; Die Demokratie in Venezuela ist gefährdet und der Einzige, der die Venezolaner vor einer eisernen Diktatur retten kann, ist der Oppositionschef Juan Guaidó, der sich am 23. Januar 2019 zum Interimspräsidenten erklärte und sich damit Präsident Maduro scheinbar aus dem Weg räumte [1]. Nun müssen nebst den USA, Grossbritannien und einigen EU-Ländern alle anderen Staaten ebenfalls mitziehen und Guaidó unterstützen. Maduro sei nämlich seit eh und je ein Diktator und Verbrecher. 

 

So weit, so gut. Demokratie in Venezuela einführen. Diese Geschichte sollte bekannt sein. Im Iran wurde 1953 der demokratische Präsident Mossadegh von den USA und Grossbritannien gestürzt, da dieser das Erdöl verstaatlichen wollte. Die USA bemühte sich um Demokratie in Afghanistan, nur um jetzt im Jahre 2019 in Katar mit den Taliban die Macht neu umzuverteilen. Weiter wurde der Irak, Libyen und Syrien im 21. Jahrhundert mithilfe der Demokratie-Taktik destabilisiert. 

 

Wer also in Venezuela mit dem gleichen Argument daherkommt, muss all diese einschneidenden Ereignisse in der aussenpolitischen Agenda der USA in Betracht ziehen. Nehme man nur den sehr undemokratischen Verbündeten der USA Saudi-Arabien mit all den totalitären Strukturen. Dort werden mit dem saudischen Kronprinzen Bin Salman fleissig Hände geschüttelt und milliardenschwere Waffendeals ausgehandelt. Ganz gleich wieviele Journalisten in irgendwelchen Konsulaten verschwinden. Man kann also behaupten, dass bei manchen Staaten sehr viel Wert auf die Demokratie gelegt wird, um dann bei den Verbündeten  ein Auge oder besser gesagt zwei Augen zu zudrücken. 

 

Weiterhin muss man dem schwarzen Gold, mit welchem Venezuela gesegnet ist, Aufmerksamkeit schenken. Erdöl spielte nicht nur im Irak, in Libyen und in Syrien eine wichtige Rolle, sondern eben nun auch in Venezuela. 

 


Venezuela verfügt über die grössten Erdölvorkommen der Welt.


 

In der eindrücklichen Dokumentation "Chavez: Ein Staatsstreich von innen", die den Putschversuch im Jahre 2002 gegen den ehemaligen Präsidenten Venezuelas Hugo Chavez mit der Kamera festhält, wird das Erdöl ebenfalls angesprochen. Chavez’ Pläne bezüglich des Erdöls wurden wie folgt beschrieben: [2]

 

"Zuvor hatte nur eine kleine Minderheit von Venezolanern von dem Erdölreichtum des Landes profitiert. In Venezuela ist das Erdöl Staatseigentum. Doch jahrzehntelang wurde die staatliche Ölgesellschaft von der traditionell herrschenden Klasse wie ein Privatunternehmen geführt. Chavez’ Versprechen die Erträge aus dem Erdöl auf die übrigen 80% der Bevölkerung, die in Armut lebten, umzuverteilen, war nur einzulösen, wenn er die bisherige Kontrolle über die staatliche Ölgesellschaft brach. […] Die Privatsender riefen die Venezolaner zu Demonstrationen auf und behaupteten, Chavez Bemühungen die Ölindustrie zu kontrollieren, seien ein direkter Eingriff auf ihren Reichtum.»

 

Man muss somit hier nicht gross erwähnen, dass nicht nur Venezuelas Elite, sondern auch die USA einen Vorteil darin sehen, wenn in Venezuela ein möglichst elitennaher Politiker an der Macht wäre. Ein antikapitalistischer Chavez oder Maduro wird verständlicherweise nicht favorisiert. 

 

Nebst all den externen Einflüssen und natürlichen Ressourcen, kommen politische Spiele dazu. Machtdemonstrationen und Kräftemessen sind bei solchen Krisen immerzu ein Stichwort. Die USA, die das Land ohnehin seit Jahren mit wirtschaftlichen Sanktionen bestrafen und nun offensiver denn je versuchen, die Regierung in die Knie zu zwingen. Nach dem hoffnungslosen Krieg in Afghanistan und Syrien, die die USA an Reputation gekostet haben, möchte sich die USA in der Angelegenheit mit Venezuela als mächtig positionieren.

 

Ex-Nationalrat Jean Zigler hat der Luzernerzeitung zur Krise ein bemerkenswertes Interview gegeben. Er kann die Lage als ehemaliger UNO-Sonderbeauftragter in Venezuela sehr gut einschätzen. Hier ein Auszug, der für sich spricht. [3]

 

Die USA wollen die humanitäre Krise in Venezuela beenden. Maduro hat das Land ins Elend geführt.

 

Nein, sie wollen das venezolanische Erdöl. Stellen Sie sich mal vor: Im Oktober 2019 sind in der Schweiz Wahlen. Ein paar Sozialisten mehr als gewöhnlich werden gewählt. Da käme Bolton und sagte: Das passt mir nicht, ich will Neuwahlen, sonst belegen wir die Schweiz mit mörderischen Sanktionen.

 

Mit Verlaub, die Schweiz ist nicht Venezuela. Dort klammert sich Maduro an die Macht, obwohl die Wahlen 2018 weder frei noch fair waren.

 

Maduro ist der legitime Präsident. Internationale Beobachter haben die Wahlen als frei und fair bezeichnet. Dass die Opposition bei den Wahlen im Mai nicht teilgenommen hat, ist ihr Fehler. Nur weil eine Partei die Wahlen boykottiert, sind diese noch lange nicht illegitim."

 

Die Lage in Venezuela wird, wie von Herrn Zigler  beschrieben, von wirtschaftlichen und machtpolitischen Interessen der USA und deren Verbündeten beeinflusst und die Mainstreammedien erfüllen ihre Rolle die Weltbevölkerung gegen die sozialistische Regierung in Venezuela zu stimmen. Bis dahin klappt das leider sehr gut. Mehr kann man zum Thema nicht sagen. Man sollte hoffen, dass möglichst viele Menschen sich mit der Kriegspropaganda nicht völlig zufrieden geben. In Venezuela herrscht eine schwierige Situation, die nun viel Geschick und Geduld fordert. 

 

 

 


Quellen: 

 

 

[1] Verfasser felht, Bolton: Wer Guaido nicht anerkennt, bekommt US-Sanktionen, https://de.sputniknews.com/politik/20190215323969817-usa-venezueka-bolton-guaido-anerkennung-sanktionen/, [letzter Zugriff am 23.02.2019]

[2] ggwporg, Chavez: Ein Staatsstreich von innen (ARTE / Doku / Venezuela), https://www.youtube.com/watch?v=QXOmJPHny3g&t=1108s, [letzter Zugriff am 23.02.2019]

[3] Samuel Schumacher, Jean Ziegler zur Krise in Venezuela: «Die USA wollen das Erdöl», https://www.luzernerzeitung.ch/international/jean-ziegler-zur-krise-in-venezuela-die-usa-wollen-das-erdoel-ld.1089708, [letzter Zugriff am 23.02.2019]


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Kommentare: 1
  • #1

    Michelle (Donnerstag, 28 März 2019 20:15)

    Du hast es auf den Punkt gebracht! Leider hört man das aber viel zu wenig in den MSM.