20 Minuten hat sich gewagt, einen interessanten Artikel über die US-Wahlmanipulation zu veröffentlichen.

20 Minuten hat es geschafft, ein seltenes Mal anti-amerikanisch zu berichten. Was heisst denn anti-amerikanisch? Sie haben schlichtweg einen gut recherchierten und wahrheitsgetreuen Artikel veröffentlicht. Es erstaunte nicht nur mich, sondern auch die Leser der reichweitenstärksten Zeitung der Schweiz waren verblüfft. Sehen sie selbst, welche Kommentare die meisten Likes erhielten:

Es geht, im von mir in den Himmel gelobten Artikel [1], um ein sehr brisantes Thema. Nachdem der Autor Noam Chomsky zitiert und die illegalen US-Wahlmanipulationen in Guatemala und Chile beschreibt, befasst er sich mit der US-Einmischung in die russischen Präsidentschaftswahlen im Jahre 1996.
Die Regierung Clinton hat Boris Jelzin gegen den kommunistischen Kandidaten Gennadi Sjuganow zum Sieg verholfen. Nein, es ist nicht umgekehrt, wie wir aus gegenwärtiger Intuition vermuten würden. Diese Aussagen werden nicht mit zwielichtigen Quellen belegt, sondern mit den Clinton Presidential Library Dokumenten. Diese wurden von der NSC (National Security Council) aufbewahrt.
Nun muss man sich aber fragen wie diese Informationen an die Weltbevölkerung gelangen.
Die Medien und der Umgang mit «schwierigen Wahrheiten»
Ich habe über die verifizierten Dokumente, die die Clinton Presidential Library am 13. Juli 2018 veröffentlichte, durch den Artikel 'Smart' Putin & election loans: 5 must-read Clinton-Yeltsin exchanges released [2] von RT erfahren. Knapp 600 Seiten halten die Gespräche zwischen US-Präsident Bill Clinton und Boris Jelzin von 1993 bis 1999 fest. Unspektakulär würde man zuerst meinen, doch der Inhalt dieser Memos, Transkripte, Telefongespräche und weiteren Unterhaltungen, sind wichtig für die internationale Politik.
Die Dokumente enthüllen nämlich, wie die Amerikaner die russischen Wahlen 1996 gezielt mit Geldunterstützungen manipulierten, sodass ihr Wunschkandidat Boris Jelzin an die Macht kam. Weiter wird über die NATO Osterweiterung, über den Jugoslawienkrieg, über die Machtverteilungen und gegen Ende noch über den Nachfolger Jelzins Waldimir Putin gesprochen.
Doch wie kommen solche wichtigen Neuigkeiten an die Bevölkerung? Vor allem in einer Zeit, in der man der russischen Regierung Wahlmanipulation bei den US-Wahlen 2016 vorwirft, sind diese Dokumente essentiell. Als ich den Artikel bei RT fertiggelesen hatte, dachte ich, dieser Vorfall wäre genug wichtig, um in den grossen Zeitung zu erscheinen.
Doch ehe ich den Gedanken zu Ende denken konnte, wurde mir klar, dass die Mainstreammedien diese «Game Changer» Dokumente totschweigen werden. Man hofft, dass die vierte Gewalt, über wichtige Dinge informiert und berichtet. Es wird aber schwierig, wenn sich niemand traut, Nachricht zu verbreiten, die die amerikanische Aussenpolitik verurteilt.
Dann am 15. September 2018, drei Monate nach Veröffentlichung der Dokumente,
traute sich einer. Es war die Gratiszeitung 20 Minuten. Der Autor Rolf Maag hatte es geschafft, solch eine wichtige Meldung an die schweizerische Bevölkerung zu bringen. Als ich den Titel des Artikels las, dachte ich unwillkürlich, die Korrekturabteilung hätte in ihrer Unbeholfenheit einen Fehler gemacht. Der Artikel trägt nämlich den Titel: "Wie die USA Wahlen im Ausland beeinflussen". Zuerst dachte, der Autor meinte nicht die USA, sondern Russland.
Es war aber geschehen. Die Redaktion hatte einen Autor gewähren lassen. Es wird im Artikel zwar nicht aus den publik gewordenen Boris-Bill Memos zitiert, doch ich vermute, der Autor hatte Kenntnis über die neu erschienen Dokumente und deren Inhalt. Nun muss, gratuliert werden.
Zunächst gratuliere ich Rolf Maag, der einen notwendigen und eindrücklichen Artikel zu diesem wichtigen Thema geschrieben hat und zweitens gratuliere ich der Redaktion, die den Artikel nicht abwinkten, sondern ein wenig Wahrheit in ihre aussenpolitische Meinung zuliessen. Doch die Resonanz auf die Dokumente ist nach wie vor schwach. Es wurde wie zu Beginn von mir vermutet, von vielen grossen Medien totgeschwiegen.
Artikel mit Kommas und Fremdwörtern zu verzieren, verleiht dem Text noch lange keine Glaubwürdigkeit
Es ist sehr traurig mitanzusehen, wie die schweizerische Medienlandschaft solchen Erkenntnissen keinen Raum schenken. Die NZZ oder der Bund, nur um einige der Grossen zu nennen, ignorierten diese Dokumente.
Das wirkt in einer Zeit von Fake News und der Lückenpresse unglaubwürdig. Die Mainstreampresse kann es sich nicht mehr leisten, dermassen eindimensional und NATO-getreu zu berichten. Es stimmt, die Akademiker, Intellektuellen und Professoren dieser Gesellschaft sind Leser der NZZ und Co., doch die junge Generation ist anders eingestellt. Man kauft ihnen nicht mehr alles ab. Artikel mit Kommas und Fremdwörtern zu verzieren, verleiht den Artikeln noch lange keine Glaubwürdigkeit.
Umso mehr freue ich mich über diese wichtige Neuigkeit über die US-Wahlmanipulation in Russland und über die Gespräche der damals mächtigsten Politiker der Welt. Mehr Freude würde mir bereiten, wenn nebst 20 Minuten auch andere Mainstreammedien ein wenig Mut zeigen und sich endlich verpflichtet fühlen, die Wahrheit zu schreiben.
Und ganz ehrlich Liebe 20 Minuten Redaktion, es war es doch Wert einen Anruf aus der amerikanischen Botschaft für diesen gut recherchierten, wahren und liberalen
Artikel zu riskieren. Sapere Aude war die lateinische Bezeichnung für "Wage es, weise zu sein." Immanuel Kant hat sich dann davon inspirieren lassen und sagte: "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen."
Quellen:
[1] Rolf Maag, Wie die USA Wahlen im Ausland beeinflussen, https://www.20min.ch/wissen/history/story/Wie-die-USA-Wahlen-im-Ausland-beeinflussen-23883517, [Zuletzt besucht am: 15.10.2018]
[2] Verfasser fehlt, https://www.rt.com/usa/437299-clinton-yeltsin-documents-calls/, [Zuletzt besucht am: 15.10.2018]
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